Falsch getankt? Das müssen Sie unbedingt beachten!

Ein Mann überlegt an einer Tankstelle was er tanken muss
Zur falschen Zapfpistole zu greifen, kann passieren. Wird aber teuer© Shutterstock/Studio113

Zapfhahn verwechselt und statt Diesel Benzin getankt? Falsch tanken ist schnell passiert. Damit dieser Fehler nicht zum teuren Desaster wird: Mit diesen Tipps können Sie das Schlimmste vermeiden. 

  • Bei Fehlbetankung: Nicht den Motor anlassen

  • E10 statt E5 meist unschädlich

  • AdBlue-Zusatz muss in Extra-Tank

Wer aus Unachtsamkeit beim Tanken die Zapfpistole verwechselt hat, sollte sich im Klaren sein: Eine Fehlbetankung mit einer ungeeigneten Spritsorte hat grundsätzlich ungute Folgen. Mindestens bleibt der Motor stehen. Bei modernen Dieselfahrzeugen kann auch die empfindliche Einspritzanlage kostspieligen Schaden nehmen, bei Benzinern die Abgas-Nachbehandlung.

Prinzipiell gilt: In dem Moment, in dem Sie den Irrtum bemerken, sofort den Tankvorgang stoppen. Danach den Motor nicht mehr starten und auch die Zündung auslassen.

Bei modernen Autos wird oft bereits beim Öffnen der Fahrzeugtür – spätestens beim Einschalten der Zündung – die empfindliche Kraftstoffvorförderpumpe der Einspritzanlage aktiviert. Sie sollten daher auf jeden Fall in der Betriebsanleitung nachlesen, welche konkreten Schritte genau bei Ihrem Fahrzeug zu unternehmen sind.

Gründe für Fehlbetankung

  • Anstatt der früher üblichen räumlichen Trennung von Benzin und Diesel gibt es immer mehr Spritsorten an einer Zapfsäule (Multi-Dispenser).

  • Die Benzin-Zapfpistole passt häufig auch in Diesel-Einfüllstutzen und umgekehrt.

  • Moderne Dieselmotoren sind am Geräusch nur schwer von Benzinern zu unterscheiden (Mietwagen!).

  • Werbeaufkleber auf den Zapfpistolen sind oft größer als die Sortenkennzeichnung.

  • Seltsame Sortenbezeichnungen wie z.B. Excellium, Fuel Save, Maxx Motion, Supreme, Ultimate und V-Power lassen nicht auf die Kraftstoffsorte schließen.

  • Die Produktbezeichnungen sind leicht zu verwechseln. Premiumsorten wie beispielsweise V-Power oder Ultimate gibt es sowohl als Benzin- wie auch als Dieselkraftstoff.

  • Spritsorten-Beschriftung auf dem Tankdeckel fehlt oder ist zu klein.

  • Autofahrer bzw. Autofahrerin ist unachtsam oder kennt das Auto nicht (Mietwagen, Carpool, Carsharing o.ä.).

  • Im Ausland gibt es oft andere Bezeichnungen. Dort steht beispielsweise an den Säulen für Dieselkraftstoff etwa Gasóleo, Nafta, Mazot und Gazole. Um Fehlbetankungen zu vermeiden, wurde zumindest eine EU-weit einheitliche Kraftstoff-Kennzeichnung eingeführt.

Besondere Vorsicht ist beim Tanken aus Ersatz-Kanistern geboten. Diese haben zumeist kleine Einfüllrüssel, die sowohl in Benzin- als auch Diesel-Tankstutzen passen. In einem solchen Fall sollte man sicher gehen, dass auch wirklich der richtige Treibstoff eingefüllt wird. Im Zweifelsfall lieber einen anderen Kanister benutzen und neu betanken.

Was ist nun konkret zu tun bei einer Fehlbetankung? Der ADAC hat verschiedene Szenarien durchgespielt:

Benzin statt Diesel getankt?

Zapfhähne an einer Shell Zapfsäule
Verwechslungsgefahr: So gut beschriftet wie hier sind die Zapfpistolen nicht immer© Shutterstock/mahc

Auch bei kleinen Mengen falschen Sprits im Tank die Fahrertür nicht öffnen, denn dadurch läuft bei manchen Modellen die Kraftstoffpumpe schon an. Die Zündung nicht einschalten, den Motor nicht mehr anlassen bzw. sofort anhalten und den Motor ausschalten. In jedem Fall die Hinweise des Fahrzeugherstellers beachten (siehe z.B. Bedienungsanleitung).

Wenn Sie weder Motor noch Zündung gestartet haben, genügt unter Umständen das Abpumpen des Benzin-Diesel-Gemisches aus dem Tank. Ist der Motor jedoch schon gelaufen, kann ein Austausch des gesamten Einspritzsystems einschließlich Hochdruckpumpe, Injektoren, Kraftstoffleitungen und Tank erforderlich sein. Das kann mehrere Tausend Euro kosten. In jedem Fall gilt: Beachten Sie stets die Hinweise des Herstellers.

Die Reparatur ist zwingend erforderlich, wenn sich bereits Späne im Kraftstoffsystem gebildet haben. Denn selbst wenn der Motor noch läuft, haben die Teile der Hochdruck-Einspritzanlage bereits Schaden genommen, weil Benzin sofort den dringend benötigten Diesel-Schmierfilm abwischt. Dies zeigt sich danach oft durch einen Pumpen-Totalschaden. Weit verbreitet ist der Irrglaube, etwas Benzin im Diesel schade nicht, vor allem im Winter. Das gilt heute nicht mehr.

Handelt es sich hingegen um ein älteres Dieselfahrzeug (Wirbel- oder Vorkammer-Diesel, nicht Direkteinspritzer), so sind einige wenige Liter Benzin im ansonsten mit Diesel gefüllten Tank meist nicht schädlich.

Diesel statt Benzin getankt?

Auch bei kleinen getankten Mengen gilt: Öffnen Sie die Fahrertür nicht und lassen Sie den Motor nicht an. Wenn Sie die Fehlbetankung erst während der Fahrt bemerken, halten Sie nach Möglichkeit sofort an und schalten den Motor aus. Finden Sie keine Hinweise in der Betriebsanleitung, setzen Sie sich mit der Werkstatt des Fahrzeugherstellers in Verbindung.

Je nach Motor und Menge des falschen Kraftstoffs können Sie entweder vorsichtig weiterfahren (und immer wieder richtigen Sprit nachtanken) oder aber Sie müssen den Tank leer pumpen lassen. Schäden an Einspritzanlage und Abgas-Nachbehandlung sind nicht auszuschließen.

Obwohl die Diesel-Zapfpistolen an Tankstellen einen größeren Durchmesser als die Einfüllstutzen bei Autos mit Ottomotor haben, ist bei vielen Benziner-Modellen eine Fehlbetankung mit Dieselkraftstoff möglich. Grund: Wurde bei älteren Fahrzeugen oft eine kleine Klappe im hinteren Bereich des Einfüllstutzens verbaut, die eine Fehlbetankung verhindert, ist dies bei aktuellen Modellen meist nicht mehr der Fall. Die Diesel-Zapfpistole lässt sich häufig in den obersten Teil des Einfüllstutzens einführen, teilweise kann sie sich dort auch einhaken – und eine Betankung mit Diesel ist möglich.

Super statt Super Plus getankt?

Haben Sie Super statt Super Plus getankt, können Sie auf ein Abpumpen verzichten, der sogenannte Klopfsensor des Fahrzeugs stellt sich auf die niedrigere Oktanzahl von Super ein. Sehr alten Fahrzeugen, oft ohne Kat und ohne Klopfsensor, sollte dann keine hohe Leistung abverlangt werden. Das bedeutet auf Höchstgeschwindigkeit, Bergauffahrt und Anhängelast erst einmal verzichten und Benzin der richtigen Güte nachtanken.

Super Plus statt Super getankt?

Wer Super Plus statt Super oder Super E10 getankt hat, muss sich keine Sorgen machen und kann einfach weiterfahren. Einziger Wermutstropfen: Man hat an der Tankstelle zu viel bezahlt. Die gängige Meinung, man könne mit Super Plus statt Super die Motorleistung steigern, trifft übrigens nicht zu, da die Motoren die höhere Qualität meist nicht ausnutzen können.

Super E10 statt Super E5 getankt?

Das ist unbedenklich, wenn das Fahrzeug grundsätzlich für E10 freigegeben ist. Bei den allermeisten Fahrzeugen ist dies der Fall. Infos dazu gibt der Hersteller. Andernfalls kann bereits eine irrtümliche Tankfüllung mit E10 zu Schäden führen. Im Falle einer Fehlbetankung mit E10 sollten Sie die Hinweise des Fahrzeugherstellers beachten.

Nach Einschätzung der ADAC Experten kann es jedoch ausreichen, unverzüglich den Tank mit einer ethanolarmen Kraftstoffsorte (am besten Super Plus) aufzufüllen, um damit wieder ein möglichst unkritisches Ethanol-Mischungsverhältnis zu erreichen. Haben Sie den Tank hingegen randvoll mit E10 aufgefüllt, ist das Abpumpen des Kraftstoffs – je nach Vorgabe des Herstellers – erforderlich.

AdBlue in den Dieseltank gefüllt? 

Tankdeckel mit Diesel und AdBlue
In diesem Fall gut gekennzeichnet: Links der Einfüllstutzen für AdBlue, rechts der für Diesel© Stock.adobe.com/Ruslan Lytvyn

Das Einfüllen von AdBlue in den Dieseltank ist bei Fahrzeugen ohne Fehlbetankungsschutz leicht möglich: etwa bei der Verwendung von handelsüblichen 5- bzw. 10-Liter-Kanistern aus dem Bau- oder Supermarkt mit einfachem Einfüllrohr. Doch egal, ob AdBlue in den Dieseltank gefüllt wurde oder umgekehrt: Die Folgeschäden können ähnlich kostenintensiv ausfallen wie eine Fehlbetankung mit Benzin. 

Sollte AdBlue in den Tank gefüllt worden sein und die Zündung wurde noch nicht eingeschaltet, genügt üblicherweise eine intensive Reinigung des Tanks. Wird hingegen die Zündung eingeschaltet, kann AdBlue in das empfindliche Einspritzsystem gelangen. Da AdBlue sehr aggressiv auf Rohre und Schläuche wirkt, kann das zu teuren Schäden führen. Neben der Tankreinigung müssen dann Kraftstoffpumpen, Leitungen und Filter erneuert werden. Gleiches gilt dann für Einspritzdüsen oder Einspritzinjektoren. 

Je nach Hersteller und Modell sind die Empfehlungen nach einer Fehlbetankung allerdings etwas unterschiedlich. Lesen Sie deshalb in der Bedienungsanleitung Ihres Fahrzeugs nach oder kontaktieren im Ernstfall Ihre Werkstatt.

Und umgekehrt? Dass Dieselkraftstoff versehentlich in den AdBlue-Tank gefüllt wird, ist eher unwahrscheinlich: In den kleinen Einfüllstutzen (19,75 Millimeter Durchmesser) passen die Kraft-Zapfrohre (Diesel 25 Millimeter, Benzin 21 Millimeter Durchmesser) oder die üblichen Rohre von Reservekanistern nicht. Wer hier falsch "ansetzt", sollte also schnell merken, dass etwas nicht stimmt.

ADAC testet, ob Fehlbetankung möglich ist

Im Rahmen des ADAC Autotests wird bei allen Modellen geprüft, ob eine Fehlbetankung möglich ist. Dabei zeigt sich, dass die meisten Dieselmodelle mit einem Fehlbetankungs-Schutz ausgerüstet sind. Bei Benzinern fehlt dieser aber oft. Negative Abweichungen sind im jeweiligen Autotest-PDF im Kapitel "Alltagstauglichkeit" aufgeführt.

Übrigens: Wer falsch getankt hat, muss die Kosten durch Abpumpen des Sprits oder die Schäden am Kraftstoffsystem in der Regel selbst bezahlen. Die Kfz-Versicherung zahlt hier meist nicht.